Der Müllentsorgung auf der Spur
HAINSACKER. Bleibt es im Landkreis bei weiterhin zwei Abfalltonnen pro Haushalt, oder stehen in absehbarer Zeit bald drei oder gar vier Tonnen vor dem Haus? Wenn ja, wo soll der Platz dafür herkommen? Welche Kosten kommen auf die Bürger zu? Diese und andere Fragen stellten die wieder zahlreich erschienenen Besucher im Schulungsraum der Firma Meindl Entsorgungsservice GmbH, der siebten Station auf MdL Tanja Schweigers Themenreise durch den Landkreis.
Richard Meindl, einer der beiden als Geschäftsführer in der Firma tätigen Enkel der Firmengründer Walburga und Michael Meindl, präsentierte zunächst die Geschichte des Unternehmens, „die sehr gut die Entwicklung der Abfallwirtschaft in Deutschland widerspiegelt“. Begonnen hatte alles im Jahr 1952 als Fuhrunternehmen. Erst elf Jahre später kaufte deren Sohn Richard Meindl das erste Müllauto, um in Ortschaften der näheren Umgebung die Entleerung der Aschentonnen geordnet zu erledigen. Die Nachfrage stieg, und so kamen bereits ein Jahr später zwei weitere Fahrzeuge hinzu. Die Firma wuchs. 1983 wurde der Fuhrpark neben den Müllfahrzeugen mit dem Umweltmobil sowie Container-Fahrzeugen erweitert. Zehn Jahre später traten Richard jun. und sein Bruder Reinhard Meindl in die Firma ein. 2006 wurde das Recycling Zentrum Regensburg gegründet, wo Abfälle von Baustellen und Gewerbebetrieben sortiert und verwertet werden. Heute beschäftigt die Firma über 130 Mitarbeiter und der Fuhrpark besteht aus rund 70 Fahrzeugen.
Deutschland ist bei der Trennung und Verwertung von Abfällen weltweit führend. Die Entsorgungs- und Recyclingwirtschaft liefert bereits 15 Prozent der von der deutschen Industrie benötigten Rohstoffe.
Da verwundert es nicht, dass der Markt eng umkämpft ist. Längst haben sich Branchenriesen gebildet, denen jedoch bisher vor allem in den Ländern Bayern und Baden-Württemberg eine Kooperation von rund 40 mittelständischen Entsorgungsunternehmen erfolgreich die Stirn bietet. Mitgründer der LOGEX SYSTEM GmbH & Co. KG vor 20 Jahren war die Fa. Meindl. Der Vorteil für die Mitglieder, so Richard Meindl jun., bestehe beispielsweise darin, „dass nicht jedes Unternehmen für die verschiedenen Aufgaben Spezialisten vorhalten sowie die Aus- und Fortbildung eigenständig betreiben muss“. Auch der gemeinsame Einkauf von einer Million Abfalltonnen sei günstiger als der Kauf von lediglich eintausend Tonnen.
Bevor Kommunen einen Entsorgungsauftrag vergeben, müssen sie dies europaweit ausschreiben. Wie könne da das mittelständische und familiengeführte Unternehmen Meindl mit den großen Karpfen im Teich der Entsorgung mithalten, fragte MdL Tanja Schweiger. Die Antwort des Geschäftsführers: „Jährlich zwei bis vier europaweite Ausschreibungen holen wir an Land“. Das gelingt uns, weil wir in der Region verankert sind, damit kurze Wege haben und unsere Logistik bestmöglich optimiert haben, so dass wir mit jedem Großkonzern mithalten können. Was wiederum die Landratskandidatin der FREIEN WÄHLER freute, die bekannt dafür ist, dass sie mittelständische und familiengeführte Betriebe unterstützt.
Folgte man den Worten von Richard Meindl jun., so entsteht der Eindruck, Regensburg sei der Wertstoff-Nabel der Welt – nicht nur wegen der zweimaligen kostenfreien Sondermüllentsorgung pro Jahr. Der Landkreis Regensburg erreiche mit seinen 39 Wertstoffhöfen eine Verwertungsquote von 70 Prozent und liege damit „in Bayern vorne, Bayern liegt in Deutschland vorne“, und „Deutschland liegt weltweit vorne. Die Wertstoffhöfe stehen nach Meinung von Tanja Schweiger und Richard Meindl jun. nicht zur Debatte. Die „müssten bleiben“, weil dort auch sperrige Gegenstände wie Fernseher oder auch Bauschutt und Grüngut abgegeben werden können.
Mit der ab 2015 zu erwartenden Wertstoffverordnung soll die Wertstoffsammlung noch weiter ausgebaut werden. Dann werden noch weitere Kunststoffabfälle, Metalle und Elektronikgeräte eingesammelt, um weitere Sekundärrohstoffe aus dem Restmüll zu gewinnen. Der Bedarf ergebe sich aus der weltweiten Rohstoffknappheit. Zum Beispiel ist prognostiziert, dass die Kupfervorräte nur noch für rund 30 Jahre reichen. Danach müsse zwingend zur Wiederverwertung übergegangen werden.
Die Frage, warum es in der Stadt Regensburg den gelben Sack gebe, im Landkreis jedoch nicht, beantwortete Richard Meindl jun. damit, dass alternativ im Stadtgebiet 20 bis 30 Wertstoffhöfe benötigt würden, die viel Platz benötigen und wiederum einen starken Individualverkehr mit sich bringen würden.
Sollen oder müssen ab 2015 auch Bioabfälle gesammelt werden? Hierzu muss der Kreistag noch eine Entscheidung treffen, erklärte die Landratskandidatin Tanja Schweiger. Die Fragen und die Diskussion mit den Besuchern zeigte, dass der Bedarf für die Biotonne zwar erkannt werde, allerdings nur teilweise. Wer seinen Bioabfall nicht vom Restmüll getrennt entsorgen kann (z.B. kein Auto, keinen Kompostbehälter), hat Bedarf, wenn der Bioabfall nicht mehr zum Restmüll gegeben werden soll. Anders sieht es in der Regel bei Grundstückseigentümern aus, die sowohl Bioabfälle aus der Küche zur eigenen Kompostbereitung verwerten sowie Gartenabfälle entweder ebenfalls selbst verwerten oder zu den Kompostplätzen im Landkreis bringen.
Abschließend betonte Tanja Schweiger, dass sich „das Wertstoffhof-Konzept im Landkreis bewährt“ habe. Uns muss aber weiterhin gelingen, das Bewusstsein für den Bedarf und die Chancen der Abfalltrennung zu erhalten und noch zu steigern, beispielsweise auch durch Schulprojekte. Sie stehe „für einen verantwortungsvollen Umgang mit Rohstoffen sowie für ein nachhaltiges und bürgerfreundliches
Entsorgungs- und Recyclingsystem, dessen Weiterentwicklung in Richtung Biotonne, Wertstofftonne oder gelber Sack nur gemeinsam mit den Bürgern abgestimmt werden kann“. Beim abschließenden Rundgang über das Firmengelände konnten sich die Besucher einen Eindruck von der Vielfältigkeit der Abfallentsorgung und -verwertung machen.
Zur achten Station ihrer Themenreise lädt Tanja Schweiger am 10. Februar 2014 um 17.30 Uhr nach Laaber, wo bei der Brauerei Michael Plank die Frage mit Experten diskutiert wird, ob die Energiewende noch dezentral gelingen kann.
Foto‘s: Freie Wähler