29.03.2022 „Was man braucht“ steht in großen Lettern über dem Festredner zum 50-jährigen Jubiläum des Landkreises im Foyer des Landratsamtes zu lesen. Der Trend- und Zukunftsforscher Matthias Horx erklärt den Gästen bei der Feierstunde zur Gebietsreform über eine anschauliche Reise in die Zukunft, welche Weichen in der Gegenwart perspektivisch gestellt werden sollten. „Auf was man zurückblicken kann“ legt Landrätin Tanja Schweiger in ihren einführenden Worten dar. Mit Beispielen wie der BMW-Ansiedlung, Bau und Ausbau des Universitätsklinikums, der Sparkassen-Fusion und dem Regensburger Verkehrsverbund untermauert sie ihre Aussage: „Ich bin stolz auf das, was wir in den letzten 50 Jahren geschafft haben.“ Im Jubiläumsjahr wird sich der Landkreis nach innen und nach außen präsentieren. „Mit einer Vielzahl von Veranstaltungen wollen wir die 50 Jahre Revue passieren lassen und mit den Bürgerinnen und Bürgern gebührend feiern“, so die Landrätin.
„Ich bin stolz auf das, was wir geschafft haben“, so Landrätin Tanja Schweiger. Der Blick von Zukunftsforscher Matthias Horx von der Zukunft auf die Gegenwart stellt dem Landkreis ein gutes Zeugnis aus. Foto: Hans-Christian Wagner. Foto: Hans-Christian Wagner
Was braucht man nun, Herr Horx?
Für die Zukunft brauchen wir „RURbanisierung“, in der Definition die kulturelle Urbanisierung des Landes bei gleichzeitiger „Verdörflichung“ der Stadt, desweiteren „GloKALisierung“, also die Aufhebung des Widerspruchs zwischen Lokal und Global, auf keinen Fall aber „toxic positivity“, also das eingemeißelte, überhebliche Manager-Grinsen. Matthias Horx lässt keinen Zweifel darüber aufkommen, dass er seit den 1960er Jahren vor allem über eines nachdenkt: Wie wir die Zukunft besser bewältigen können. Der gebürtige Frankfurter und Wahl-Wiener entwickelt zusammen mit rund 40 Mitarbeitenden Visionen, analysiert Megatrends und erstellt Frühwarnsysteme. Sein geballtes Wissen hat er in mehr als 20 Buchtiteln auf den Markt gebracht. Mit seiner Familie wohnt er seit über zehn Jahren in Wien im autarken „Future Evolution House.“ Schnell gelingt es ihm, die Zuhörerinnen und Zuhörer mit seinen Gedanken zu fesseln.
Was heißt das nun für uns? – Die Zukunft der progressiven Provinz
Der Landkreis Regensburg hat – daran lässt der Trendforscher in seinem Vortrag keinen Zweifel – beste Voraussetzungen, die Zukunft als „progressive Provinz“ positiv zu gestalten. Schnell relativiert er die „Provinz“ zur „Region“, die sich um den lebendigen Nucleus der „attraktiven großen Stadt Regensburg“ herum entwickelt. An acht Punkten macht Horx den Fortschritt fest: Aktive Zuzügler, oft auch Rückkehrer, die sich in die Gemeinden einbringen, lokale Visionäre vom Wirt bis zum Handwerker, die ihre Ideen vorantreiben, kreative Ämter und bürgernahe Gemeindeverwaltungen – drei Dinge, die er dem Landkreis Regensburg attestiert. Weiter brauche es mutige Leuchtturmprojekte, einen Win-Win-Willen, dessen Kooperationsgeist über die Gemeindegrenzen hinaus auch andere gewinnen lässt, Selbstvertrauen gepaart mit „Jammerverzicht“, orientierende Visionen und nicht zuletzt Bürgermeister und vor allem Bürgermeisterinnen, die das alles vorantreiben.
Vom Co-Prinzip und der „Blauen Ökologie“
Übergreifend führt Matthias Horx bei seiner Zeitreise mit Blick auf die Gegenwart zwei weitere Prinzipien aus: das Co-Prinzip, also das gemeinsame Planen, Umsetzen und Erleben von Co-Gardening, Co-Working, Co-Living bis hin zur Co-Mobilität, deren Entwicklung seiner Meinung noch 20 Jahre dauern wird. Mit Projekten wie dem On-Demand-Verkehr im westlichen Landkreis beweist Regensburg, dass das Zukunftsziel durchaus auch früher erreicht werden darf. Unter dem Begriff der „Blauen Ökologie“ zeichnet Horx die Vision vom Verzicht auf fossile Energien, jenseits von Kohle und Wasserstoff hin zu einer Erweiterung von „Lebensqualitäts-Optionen“. Als überzeugter E-Mobil-Fahrer sei er vor zehn Jahren belächelt, dann bekämpft worden. Heute lächelt er, wenn er neugierig nach der PS-Zahl seines E-Autos gefragt werde. Der Applaus am Ende des Vortrages fällt überzeugend und bewundernd aus.
Das Quartett „Herrengedeck“ gab der Veranstaltung mit ausgewählten Liedern einen festlichen wie auflockernden Charakter. Foto: Hans-Christian Wagner. Foto: Hans-Christian Wagner
Was passiert im Jubiläumsjahr?
Wer sich über ein erfolgreiches halbes Jahrhundert Landkreis Regensburg informieren will, kann dies jederzeit tun. In einer wachsenden Ausstellung – einmal im Foyer des Landratsamtes (Altmühlstraße 3, 93059 Regensburg), einmal online auf www.landkreis-regensburg.de/50-jahre – stellen die Sachgebiete am Landratsamt ihre Arbeit in einer wachsenden Ausstellung vor. Jede Woche kommt eine neue Ausstellungstafel hinzu.
Damit ist noch lange nicht Schluss
Das Jubiläumsjahr hat noch eine Menge mehr zu bieten. Die Bürgerinnen und Bürger können sich auf tolle Veranstaltungen freuen, u.a. auf: „Mach mit! Entdecke Deinen Landkreis – 50 Jahre-Fotorallye mit Gewinnspiel für Kinder, Jugendliche und Familien“, das fünfjährige Jubiläum des Seniorenpolitischen Gesamtkonzepts und des Aktionsplans Inklusion, einen Ehrenamtsabend der Freiwilligenagentur u.a. mit Rückschau auf bisher Erreichtes, den Tag der offenen Tür im Landratsamt und im neuen Bauhof, Regionaltage unter dem Motto „50 Jahre“ sowie ein Blasmusikfestival „Heimatblosn“ zum Jubiläum. Darüber hinaus erarbeitet aktuell die WIKOMmedia Verlags GmbH zusammen mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Landratsamtes eine 50-Jahre-Chronik als Sonderausgabe der Reihe „Regensburger Land“. Ebenfalls in Planung ist eine Jubiläumsreihe des Kulturkalenders.
Alle Infos zum Jubiläum gibt es im Internet unter www.landkreis-regensburg.de/50-jahre.
50 Jahre Gebietsreform
2022 jährt sich die Gebietsreform zum 50. Mal. Durch weniger Kleinteiligkeit sind größere handlungsfähigere Einheiten entstanden, die den hohen Anforderungen an moderner Verwaltung gewachsen sind. Neben dem strukturellen Benefit hat der Landkreis in vielen weiteren Bereichen eine positive Entwicklung genommen. Zu nennen sind Wirtschaft und Tourismus, eine vielfältige Kultur- und Naturlandschaft bis hin zu vorbildlichem Engagement und Miteinander. „Wir dürfen uns glücklich schätzen, im Landkreis Regensburg zu Hause zu sein“, bringt es Landrätin Tanja Schweiger auf den Punkt.