28.06.2024 28 von 41 Landkreisgemeinden verfügen über ehrenamtlich organisierte Nachbarschaftshilfen. Die niederschwelligen Alltagshilfen, die die Organisationen – insbesondere für Seniorinnen und Senioren – anbieten (Fahr- und Begleitdienste, Einkaufs- und Besuchsdienste, Mittagstische und „Essen auf Rädern“), werden vielerorts kontinuierlich nachgefragt. Sie sind aus dem Leben vieler Bürgerinnen und Bürger, die über keine privaten Netzwerke verfügen, nicht mehr wegzudenken. Ehrenamtlich organisierte Nachbarschaftshilfen haben daher eine große Bedeutung für die Daseinsvorsorge und für das soziale Zusammenleben – gerade in ländlichen Regionen. Aber es ist eine anspruchsvolle Aufgabe, denn gesetzliche Regelungen machen allen beteiligten Ehrenamtlichen in zunehmenden Maße das Leben schwer.
Um die konkreten Herausforderungen an Landrätin Tanja Schweiger heranzutragen und mögliche Lösungsvorschläge zu finden, hatten Dr. Gaby von Rhein und Lisa Finn-Hampel von der Freiwilligenagentur des Landkreises vor wenigen Tagen Vertreter/innen von vier Nachbarschaftshilfen zu einem Treffen ins Brennberger „Spital“ eingeladen: Für die Nachbarschaftshilfe Brennberg nahmen Bürgermeisterin Irmgard Sauerer als Vorsitzende, die Seniorenbeauftragte der Gemeinde und zweite Vorsitzende ,Olga Wanninger, sowie die Koordinatorin, Resi Kandlbinder, teil; für die Nachbarschaftshilfe Pfatter war deren Vorsitzende Marianne Gstettner gekommen, die Nachbarschaftshilfe Mötzing war vertreten durch Koordinatorin Marianne Hausladen, und für die Nachbarschaftshilfe Wenzenbach nahm deren Vorsitzender Hans-Peter Semmler am Austauschtreffen teil. Dabei zeigte sich überdeutlich, was den ehrenamtlich Engagierten in ihrer täglichen Arbeit unter den Nägeln brennt und wie schwierig es ihnen zum Teil gemacht wird, rechtlich sauber und sicher zu agieren.
Intensiver Austausch zwischen Landrätin und Nachbarschaftshilfe-Organisationen aus dem Landkreis
Anlass für diesen Austausch war ein Netzwerktreffen der Nachbarschaftshilfe-Organisationen im Landratsamt zum Thema „Geldflüsse“ im November 2023. Eines der Ergebnisse des Vortrags war, dass die Abrechnung von Fahrtkosten in Kombination mit einer Aufwandsentschädigung nicht möglich sei. Ehrenamtliche Fahr- und Begleitdienste gehören insbesondere im ländlichen Raum, wo es häufig keine gewerblichen Anbieter oder Taxiunternehmen gibt, zum festen Angebot von Nachbarschaftshilfen. Kleine Aufwandsentschädigungen für die Ehrenamtlichen als Dank und Anerkennung würden gern gegeben und ein Wegfall stoße auf großes Unverständnis, berichtete Marianne Gstettner, 1. Vorsitzende des Nachbarschaftshilfevereins Pfatter. Die Koordinatorin der Nachbarschaftshilfe Mötzing, Marianne Hausladen, berichtete von einer besonderen Problematik von Organisationen unter kommunaler Trägerschaft: Hier gibt es keine Möglichkeit für die Gemeinde, Spendennachweise für die Ehrenamtlichen auszustellen, wenn diese auf Fahrtkostenerstattung verzichten. Die zunehmende Bürokratisierung und der hohe Aufwand, den die Ehrenamtlichen bei der Verwaltung ihrer Organisation bewältigen müssen, beschäftigte insbesondere Hans-Peter Semmler, 1. Vorsitzender des Wenzenbacher Nachbarschaftshilfevereins. „Wer übernimmt denn bei diesem bürokratischen Aufwand in Zukunft noch ein Ehrenamt?“, stellte er heraus. Dass Nachbarschaftshilfe kein Selbstläufer sei, prangerten die Vorsitzenden der Nachbarschaftshilfe Brennberg, Bürgermeisterin Irmgard Sauerer und Olga Wanninger an. Grundkonsens war, dass all diese Regelungen zu einer zunehmenden Überforderung der Ehrenamtlichen führen.
Am Ende der intensiven Diskussion waren sich alle einig, dass Handlungsbedarf – zum Beispiel eine Reform des Personenbeförderungsgesetzes – besteht und man gemeinsam auf eine solche hinarbeiten müsse. „Dafür werden die Freiwilligenagentur und ich“, so die Landkreis-Chefin, „unsere Kontakte auf Landes- und Bundesebene nutzen.“