26.09.2019 In einer Kooperation zwischen den Landkreisen Regensburg und Cham und in Zusammenarbeit mit der Technischen Hochschule Deggendorf wollen die beiden Landkreise die Digitalisierung zur Verbesserung der Lebensqualität in der Fläche voranbringen. Gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern sollen digitale Antworten auf aktuelle und künftige Herausforderungen gefunden werden. Digitale Technologien haben großes Potenzial. Sie können Lösungen bieten für örtliche Defizite in der Nahversorgung, Mobilität, Gesundheitsvorsorge oder Landwirtschaft und neue Informations- und Bildungsmöglichkeiten sowie digitale Arbeitsplätze schaffen.
Zum Projektauftakt trafen sich vor kurzem im Kloster Frauenzell neben Landrätin Tanja Schweiger und Landrat Franz Löffler rund 70 Teilnehmer, darunter Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, Vertreter der ILE Vorderer Bayerischer Wald, Wissenschaftler vom TRIO-Hochschulverbund Innovation, der Leiter der Agentur für Arbeit Regensburg, Johann Beck, Vertreter der Industrie- und Handelskammer Regensburg und der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz, Unternehmer und Start-Ups sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger, um Probleme und mögliche digitale Lösungen für die Region zu diskutieren und erste Handlungsfelder zu bestimmen. Unterstützt wird das Projekt des Regionalmanagements durch die Digitale Gründerinitiative Oberpfalz und das Gründerzentrum Digitalisierung Niederbayern. Gefördert wird es durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie.
Das Kloster Frauenzell wurde als Ort für die Auftaktveranstaltung gewählt, da es nicht nur örtlich zwischen den beiden Landkreisen liegt, sondern weil „schon früher vom Kloster Innovationen, Wissen und Kultur in die Region getragen wurden, von denen auch heute noch profitiert wird“, so der stellvertretende Brennberger Bürgermeister Franz Löffl in seiner Begrüßungsrede.
Digitale Lösungen für die Daseinsvorsorge
Die Regensburger Landrätin Tanja Schweiger lobte die gute Zusammenarbeit zwischen den beiden Landkreisen Regensburg und Cham. Sie halte es für wichtig, die Bürgerinnen und Bürger mit digitalen Akteuren zusammen zu bringen, um zur Verbesserung der Lebens-, Wohn- und Arbeitsbedingungen vor Ort beizutragen. „Digitalisierung bedeutet nicht nur, in den Breitbandausbau zu investieren, sondern auch, dass wir uns mit digitalen Lösungen für die Herausforderungen der Daseinsvorsorge auseinandersetzen.“ Landrat Franz Löffler betonte die Zielsetzung, den Menschen die Digitalisierung im ländlichen Raum in der Umsetzung näherzubringen. „Denn Bevölkerung und Unternehmen in unserer Region können von digitalen Lösungen nur profitieren.“
Konkret an den Bedürfnissen der Nutzer orientiert
Professor Dr. Wolfgang Dorner stellte in seinem Impulsreferat dar, „dass man nicht eine digitale Autobahn von Irgendwo ins Nirgendwo“ bauen könne, ohne sich auch über den Nutzen Gedanken zu machen. Die Entwicklung von digitalen Lösungen rechne sich wirtschaftlich nur, wenn sie nutzerorientiert und bei potentiellen Anwendern auch bekannt sind. Für Start-Ups und andere digitale Unternehmen biete der ländliche Raum eine echte Chance, digitale Lösungen auf die besonderen Bedürfnisse abgestimmt zu entwickeln und ein Feedback von den Nutzergruppen zu erhalten. Genau hier setze das Projekt an, in dem Start-Ups mit lokalen Aktionsgruppen, Bürgerinnen und Bürgern und anderen Experten, zum Beispiel aus Wissenschaft, Forschung, Politik und öffenlicher Verwaltung zusammen gebracht werden, um tragfähige Geschäftsmodelle zu entwickeln, die die Region weiter voranbringen.
Die beiden Regionalmanager aus den Landkreisen Cham und Regensburg, Professor Dr. Markus Lemberger und Martin König stellten das Ziel und den Ablauf des Projekts bis 2022 vor. Nach der impulsgebenden Auftaktveranstaltung sollen Vertiefungs-, Design-Thinking- und interne Reflektionsworkshops sowie kommunale Seminare stattfinden, in denen politische Mandatsträger mit neuen Methoden vertraut gemacht werden, um in ihren Gemeinden das Thema der Digitalisierung auch nach Projektende weiter verfolgen zu können. Der Schwerpunkt des Kooperationsprojekts liegt vorerst auf den Gemeinden des Vorwaldraumes. Die Ergebnisse sollen nach Projektende aber auf andere Gemeinden beider Landkreise anwendbar sein.
Impulse und Netzwerk für die weitere Entwicklung
In der Auftaktveranstaltung in Frauenzell wurden durch die Teilnehmer erste Handlungsfelder eruiert und ländliche Probleme und Bedürfnisse mit möglichen digitalen Lösungen in sechs verschiedenen Foren diskutiert. Es wurden Themen wie Mobilität, Kooperation medizinische Vernetzung, Nahversorung, regionales Essen, Kultur, digitale Arbeit & Bildung, Leerstandsproblematik, digitale Unterstützung von Gewerbe und Behörden sowie weitere Bereiche erarbeitet, die im weiteren Projektverlauf vertieft aufgearbeitet werden. Die teilnehmenden Start-Ups und Unternehmen wie AVL Software and Functions GmbH, Agratt, TeamQ GmbH, Regiothek GmbH, TRALSTER – Traveller´s Story Teller, IQ Medworks, Elektro Kramer, IRS Systementwicklung GmbH erhielten an diesem Abend bereits erste konkrete Vorschläge für ihre Geschäftsmodelle und gaben auch selber interessante Impulse. Zudem entstand ein engagiertes Netzwerk von Menschen, die die Region digital auch weiter mitgestalten wollen.