29.03.2022 Wie leistungsfähig ist die Kreisklinik Wörth an der Donau? Zu dieser Fragestellung hatte Landrätin Tanja Schweiger Landtags- und Bundestagsabgeordnete aus der Oberpfalz eingeladen. MdB Marianne Schieder und MdL Margit Wild, SPD, sowie die Bundestagsabgeordneten Tina Winklmann, Bezirksvorsitzende von Bündnis90/Die Grünen, und Martina Englhardt-Kopf, CSU, waren der Einladung gefolgt und nutzten die besondere „Visite“, um das Haus und seine Möglichkeiten besser kennen und einschätzen zu lernen. Die besondere Sprechstunde soll – so das einhellige Votum – künftig regelmäßig stattfinden.
„Wir können auf eine positive Entwicklung unseres Kreiskrankenhauses zurückschauen, weil wir uns frühzeitig auf alle Herausforderungen der Zukunft vorbereitet haben“, beschreibt die Landrätin das Haus der Versorgungsstufe I, das sich in der Trägerschaft des Landkreises befindet. Seit 2016 ist die Klinik, in der 462 Menschen – davon 77 Ärzte – rund 30.000 Patienten pro Jahr versorgen Akademisches Lehrkrankenhaus des Universitätsklinikums Regensburg im Bereich der Inneren Medizin. Drei Hauptabteilungen, Chirurgie, Innere Medizin sowie Anästhesie/Intensivmedizin werden durch Belegabteilungen in den Bereichen Chirurgie und Gynäkologie ergänzt. Rund ein Viertel der Patienten werden stationär aufgenommen, davon wiederum die Hälfte wird operativ behandelt. Die Fachabteilung Chirurgie kann auf ein Endoprothetik-Zentrum und ein Zentrum für Fuß- und Sprungelenkschirurgie – jeweils in der Stufe der Maximalversorgung – sowie auf ein lokales Trauma Zentrum im Trauma Netzwerk Ostbayern verweisen. Zudem verfügt die Klinik, der ein Facharztzentrum mit 13 Praxen und rund 20 Ärzten angegliedert ist, über ein zertifiziertes Beatmungs- und Allergiezentrum.
„Unsere Klinik ist ein wichtiger Baustein in der Versorgung“, unterstrichen Landrätin Tanja Schweiger und der stellvertretende Ärztliche Direktor, Chefarzt Dr. Wolfgang Sieber, im Gespräch. „Unsere Ärzte fahren auch Notarzt“, verwies Schweiger auf die enge Verzahnung mit der Region. Angesichts des Versorgungsauftrages sei die medizinische und pflegerische Qualität der Klinik von besonderer Bedeutung, durch die Lage zu den Nachbarlandkreisen Cham und Straubing auch über die Landkreisgrenzen hinaus. Gemessen könne Patientenzufriedenheit und Versorgungsgüte über ein ausgereiftes klinikinternes Befragungssystem, die Erkenntnisse auch Online-Bewertungsportalen sowie beispielsweise die Beteiligung an der Bayerischen Arbeitsgemeinschaft für Qualitätssicherung, die freiwillige Mitgliedschaft in der Initiative Qualitätsmedizin (IQM) und Qualitätsverträge über bestimmte Leistungen mit den Kassen. „Eine wichtige Rolle spielt dabei die Zertifizierung zu Zentren“, so Dr. Sieber. Die Landrätin richtete in diesem Zusammenhang eine Anregung an die Abgeordneten: „Die geleistete medizinische Arbeit muss nicht nur hinsichtlich der Quantität, sondern auch nach Qualitätsmaßstäben bewertet werden.“
Auch bezüglich des allgemein beklagten Fachkräftemangels geht das Wörther Kreiskrankenhaus einen klaren Weg und hält 21 Ausbildungsplätzte nach dem Neuen Pflegeberufegesetz (generalistische Pflegeausbildung) vor, davon drei Plätze für Pflegefachhilfen. Wichtig sei mit Blick auf eine zukünftige Finanzierung die staatliche Anerkennung der Ausbildungen zu Operationstechnischen Assistenten (OTA) und Anästhesietechnischen Assistenten (ATA) sowie die Finanzierung der Ausbildungen zu Physiotherapeuten und Medizintechnischen Assistenten. Im Weiterbildungsverbund Allgemeinmedizin für Ärzte sind an der Kreisklink derzeit 21 junge Ärztinnen und Ärzte – auch in Teilzeit – für die volle Weiterbildungszeit von fünf Jahren angestellt, davon acht Beschäftigte in den Praxen der Niedergelassenen.
Diskussionspunkt in der Runde war die geplante Vorhaltung eines Facharztes für Geriatrie ab Juli 2026 bei der Versorgung von Oberschenkelhalsbrüchen. Für die Kliniken der Grund- und Regelversorgung sei es schwierig, einen Facharzt nur für diese medizinische Indikation vorzuhalten, da die Verfügbarkeit so vieler Geriater auf dem Markt fraglich sei. Wünschenswert sei es, zum bestehenden Ärzteteam einen Spezialisten bei Bedarf über ein telemedizinisches Konsil zu Rate zu ziehen.
Zuletzt spielte das Thema Corona und die Einrichtungsbezogene Impfpflicht eine Rolle in der Gesprächsrunde. Unabhängig von der erfolgreichen Einbindung der Klinkkompetenz in den Bereichen Intensivmedizin und Pneumologie bei der Versorgung auf von intensiv-pflichtigen Patienten, über die Chefarzt Dr. Sieber „aus erster Hand“ berichten konnte, wurden auch die statistischen Zahlen zu den Mitarbeitenden vorgelegt: Die Impf- und Genesenenquote im Haus liegt bei 93 Prozent. Zum Stichtag 15. März 2022 waren 30 Mitarbeitende nicht geimpft, die Hälfte davon sei pflegerisch tätig. Die Nichtgeimpften unterliegen sie Mitte November 2021 einem besonderen Testregime und müssen täglich einen „Negativ-Nachweis“ bei sich führen, alle anderen zweimal wöchentlich. Falls die zum 16. März auf den Weg gebrachte Einrichtungsbezogene Impfpflicht in der geplanten Form umgesetzt würde – was in der aktuellen politischen Diskussion sehr kontrovers diskutiert wird – und ein Betretungsverbot ausgesprochen werden müsse, „müssten wir eine Station schließen und könnten so unseren Versorgungsauftrag nicht mehr erfüllen“, so die Klinikleitung in einer Stellungnahme.